Regina Scheer: „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“
ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2023
Lesung und Gespräch: Regina Scheer
Moderation: Christine Hansmann
Eine Veranstaltung der Weimarer Lesarten 2023
Eine Alternative zum Kapitalismus ist möglich, eine Welt ohne Krieg, Armut und Ausbeutung: davon ist die junge Jüdin Hertha Gordon, später Walcher, überzeugt, als sie sich in den 1910er-Jahren den Sozialisten anschließt und in den Kampf stürzt. Hautnah erlebt sie den großen Traum von der Revolution, aber auch das Scheitern und schmerzhafte Ende der Illusionen mit. Die Geschichte ihres Jahrhundertlebens ist das Panorama einer Epoche. Mitreißend erzählt Regina Scheer von einer außergewöhnlichen Frau in unruhigen Zeitläufen, geprägt von existenziellen Auseinandersetzungen unter Gleichgesinnten in der Weimarer Demokratie, während die Nazis bedrohlich erstarken, von Widerstand, Flucht und Exil sowie der Hoffnung auf den Aufbau eines anderen Deutschland nach dem Krieg.
Regina Scheer kannte Hertha Walcher (1894‒1990) seit ihrer Kindheit und führte über viele Jahre Gespräche mit ihr. Sie bietet einen außergewöhnlichen, sehr privaten Blick auf eine beeindruckende Frau, die klandestin nach Moskau reiste, um Dokumente zu überbringen, und dort Lenin und Stalin begegnete; die Spezialistin in der Herstellung von Geheimtinte war und deren Weggefährten Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Wilhelm Pieck, Bertolt Brecht, Willy Brandt hießen. Voller Empathie erzählt Scheer von einem entbehrungsreichen Leben im Dienst einer großen Idee, von unzerstörbarer Hoffnung, von Verbundenheit und Hilfsbereitschaft, aber auch von erbittertem Streit unter Menschen, die doch das gleiche Ziel verfolgen.
Die diesjährige Lesarten-Autorin Regina Scheer erhält den diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch für ihre dokumentarische Biografie über das Leben der jüdischen Kommunistin Hertha Gordon-Walcher, »Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution«.
Die siebenköpfige Jury rund um die Vorsitzende Insa Wilke hat das Werk aus 465 Einreichungen bei der gestrigen Preisverleihung ausgezeichnet. Der Preis wird außerdem in den Kategorien Belletristik und Übersetzung vergeben und ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert.
Text: Angela Egli-Schmidt
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin
Wann: 8.5.2023, 19.30 Uhr
Wo: LiteraturEtage Weimar