George Alexander Albrecht: „Sommergewinn“ – Vier Lieder nach Texten von Christine Hansmann

Besetzung: Sopran, Mezzosopran, zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass und KIavier

Uraufführung: 20.06.2013, Deutsches Nationaltheater Weimar, Foyer I, anlässlich des Bühnenabschieds von Christine Hansmann

Mitwirkende:
Marietta Zumbült, Sopran („Porta coeli“)
Ulrika Strömstedt, Mezzosopran („Sommergewinn“, „Feuertaufe“ und Sonnenwende“)

Amalia-Quartett der Staatskapelle Weimar:
Barbara Seifert, Violine I
Astrid Schütte, Violine II
Almut Bormann, Viola
Astrid Müller, Violoncello

Yun Sun, Kontrabass
Liese Klahn, Klavier

Link: http://www.george-alexander-albrecht.de/werke/sommergewinn/

Text: „Sommergewinn“, „Porta coeli“ und „Feuertaufe“ sind in Christine Hansmann: „Flucht ins Gelände. Gedichte“, mit einem Autographen von George Alexander Albrecht im Wartburg Verlag Weimar 2012 erschienen. „Sonnenwende“ ist unveröffentlicht.

Hier anhören (mit freundlicher Genehmigung der Mitwirkenden und insbesondere von Liese Klahn-Albrecht als Nachlasswalterin!):

Porta Coeli

Ein Eingang, Himmelspfort, licht-
süchtig, schmal, die Stufen eng
hinaufgeleitet dort, wo hart am

Turm dein Name stand, dein Initial,
umrandet von dem meinen,
in feuchte Mauerwände eingeritzt,

als ob wir uns schon liebten seit
die Zeit begann, schon aneinander
hingen, jetzt, den schnellen Aufblick
deines Auges lang.

Sommergewinn
              (für Gisela Kraft)

„Du innig Rot“

Mach dich auf, liebe Freundin.
Kein Krebsgang mehr.
Keine schmerzstumpfen Nächte.

Längst sind dir Flügel gewachsen,
ein Federkleid aus Worten, purpurn,
zinnober-, paradiesapfelrot,

leuchtend, dem Ungrund
entronnen, ein für alle Mal.
Wohin denn aber, wohin?

Der Herzbahn folgen.
Immer nach Haus.

Feuertaufe

Von nirgends kehrt ich her und hin
geworfen, auf dieses Eiland, lichterloh,
das mir den Atem raubt, mein Innenohr
stellt sich schon lange taub für Stimmen

der Vernunft, schweigend und scheinbar ohne
Makel bin ich jetzt, bekleidet mit einem
Wimpernkranz, am Ende nimmt die Stille
überhand, die knisternde: ein Lidschlag lang
nur Ruß, nur Glut.

Sonnenwende

Die Hitzeschwaden zerfließen auf dem
Asphalt. Zu Grund gegangen die niedrige,
die kleine Existenz, der Not gehorchend,

nicht dem eignen Triebe nach, dir nach
du gleißendes Gelichter, des Himmels
reinstes Blau in mein Gesicht gespiegelt,

dass ich die Augen schließ’ und sehe, was
uns bleibt, von Wolkenstreifen leicht umfangen
im atmenden, im letzten klaren Strahl.