„Die Hitzeschwaden zerfließen auf dem/ Asphalt. Zu Grund gegangen die niedrige,/ die kleine Existenz, der Not gehorchend …“, heißt es in „Sonnenwende“. George Alexander Albrecht hat dieses und drei weitere Gedichte von Christine Hansmann vertont. Wie kongenial der Komponist, Ehrendirigent der Staatskapelle, den tief empfundenen Versen klingende Gestalt gab, zeigte sich bei ihrer Uraufführung am Donnerstagabend, 20. Juni, im Foyer I des DNT.
Es war ein ganz besonderes Geschenk, das er der Opernsängerin bei der nach einem ihrer Gedichte „Sommergewinn“ überschriebenen Soiree zu ihrem Bühnenabschied machte. Nachschöpfend, dem inneren Gehalt nachspürend, die Wirkung vertiefend, verstärkend, erhöhend. In Ulrika Strömstedt, Mezzosopran, der Sopranistin Marietta Zumbült, dem Amalia-Streichquartett der Staatskapelle mit Barbara Seifert und Astrid Schütte (beide Violine), Almut Bormann (Viola) und Astrid Müller (Violoncello) sowie Kontrabassist Yun Sun und der Pianistin Liese Klahn fanden diese und acht weitere von George Alexander Albrecht vertonte Texte verschiedener Dichter ebenso sensible wie versierte Interpreten.
Christine Hansmann selbst gab im Gespräch mit Michael Dißmeier Auskunft über ihre Jahre am DNT, ihr literarisches Schaffen, ihren ersten Gedichtband „Flucht ins Gelände“. Zudem stellte sie lyrische Prosa aus ihrem in Kürze im quartus-Verlag erscheinenden zweiten Band vor. Es war ein großes Vergnügen ihrer ausgebildeten, melodiösen, warm timbrierten Stimme zu folgen. Da las jemand, dem das Wort zu Musik gerinnt, der klar artikuliert und klug phrasiert und das Gesagte lange nachhallen lässt. Die große Zahl der Besucher im nahezu vollen Foyer I belegte nachdrücklich die Beliebtheit und die große Sympathie, welche die Opernsängerin über all die Jahre in den verschiedensten Rollen begleitete.
Christine Hansmann ist eine selbstbewusste und souveräne Künstlerin, die nach ihrem gesundheitsbedingten Ausscheiden aus dem aktiven Bühnenleben (wir berichteten) für sich neue kulturelle Bereiche erobern wird. Als Opernsängerin sei sie „nachschöpfend“ gefordert gewesen, jetzt kann sie dem Eigenschöpferischen mehr Zeit und Raum geben. Dass es kein tränenreicher Abschiedsabend wurde, lag auch am klug konzipierten Programm, das zum Abschluss mit Heinz Erhards „Die Made“ in einer Vertonung von George Alexander Albrecht kräftig auf Humor setzte und jeden Ansatz von Rührung vertrieb. Christine Hansmann selbst war es, die zum Abschluss Blumen verteilte – an alle beteiligten Künstler.
Christiane Weber
Thüringische Landeszeitung, 22.6.2013
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Redaktion