Weimar würdigt Martin Max zum 60. Geburtstag mit einer Doppelausstellung. Vernissage mit Christine Hansmann und Wolfgang Haak in der Stadtbücherei
„Alles fließt“: Das Wort des griechischen Philosophen Heraklit deutet Martin Max in verschiedenen Techniken und Schaffensphasen künstlerisch immer wieder neu aus, wie auch der am Donnerstagabend im gut besuchten Gewölbekeller der Stadtbücherei eröffnete erste Teil einer Doppelausstellung belegt. Diese würdigt anlässlich seines 60. Geburtstages einen stillen, sehr beständigen Weimarer Künstler und sein bemerkenswertes Oeuvre.
Vor allem seine Holzschnitte machten den aus Halle/S. gebürtigen und seit 1987 in Weimar lebenden Martin Max bekannt. Ihre feinen Strukturen, subtil nuancierten Farben und ihr Detailreichtum loten die Möglichkeiten des Farbholzschnitts genial aus.
Dass Martin Max mit seinen Werken auch Künstler anderer Genres inspiriert, belegten bei der Vernissage die Weimarer Lyrikerin Christine Hansmann und der Schriftsteller Wolfgang Haak. „Hieroglyphen, holzige Mäander / zeilen das Alphabet der Rinde“, fasste Christine Hansmann den Farbholzschnitt „Inschrift“ in poetische Verse.
Beide Autoren kennen und schätzen Martin Max‘ Werk seit vielen Jahren. „Unter seinen Händen gab die Maserung endlich ihr Geheimnis preis“, dichtete Hansmann zum Farbholzschnitt „umwachsen“ von 2015. Wortmächtige Ansichtskarten hatte Wolfgang Haak mitgebracht – vom Meer, aus Salzburg und Stuttgart sowie Reflexionen über die Zeit.
„Zwischen den Ufern“: Nicht mehr hier und noch nicht dort, der Titel der Doppelausstellung verweist auf eine Bilanz des Momentes und bedeutet keinesfalls das Ende einer künstlerischen Reise. Der von Conny Liebig kuratierte Teil in der Stadtbücherei gibt bis zum 28. Oktober im Gewölbekeller und im Treppenhaus mit Malerei sowie im ersten und zweiten Obergeschoss mit Farbholzschnitten und Buchkunst einen Querschnitt durch die wesentlichen Max‘schen Schaffensbereiche seit 2003. Der zweite Teil folgt ab 21. Oktober in der Kunsthalle „Harry Graf Kessler“.
Martin Max hat sich die Technik des Holzschnitts perfekt angeeignet und immer weiter verfeinert, bis er es zu seiner heutigen Meisterschaft gebracht hat. Feine und feinste Strukturen verweben sich zu einem dichten Geflecht, das den Betrachtern bewusst viel Raum für eigene Interpretationen lässt. Die meist unikaten Abzüge werden auf Japanpapier gedruckt und sind das Ergebnis eines im Laufe der Jahre perfektionierten künstlerischen Prozesses unter Auslotung gestalterischer Möglichkeiten. Dabei entstehen naturalistische und themenbezogene Kunstwerke, bei denen neben der Ästhetik und Poesie des Druckes der Farbigkeit eine besondere Wertigkeit zukommt.
Durch „Bilder einer Ausstellung“ führte auch die musikalische Umrahmung der Vernissage: Das Weimarer Duo Laura Oetzel und Daniel Mattelé interpretierte Mussorgskys Werk in einer selten zu hörenden Fassung für zwei Harfen.
Christiane Weber
5.8.2017, Thüringer Allgemeine Zeitung
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Redaktion