Am Sonntagnachmittag füllten sich sowohl die kleine schattige, als auch die schöne sonnige Terrasse auf der Parkseite des Hotels Villa Altenburg in Pößneck. Der Lese-Zeichen e. V. Jena, der sich der Autoren- und Leseförderung ebenso verschrieben hat wie der Förderung von Literatur und Kunst, hatte zu seiner diesjährigen Veranstaltung „Sind im Garten“ in Pößneck eingeladen. Im Park der einstigen Villa des Verlegers Ludwig Vogel findet diese Gartenlesung seit 2013 statt.
Dieses Mal lautete das Motto „Der Garten im Gedicht“. Gelesen wurde im Wechsel von Christine Hansmann aus Weimar und Nancy Hünger aus Erfurt. Hansmann vertrat auch den Verein und stellte Hünger als inzwischen deutschlandweit bekannte Lyrikerin vor. Verstärkt wurde das Vorleserinnen-Duo durch Klaus Wegener, Musiker aus Jena, der Klarinetten und ein Saxophon mitgebracht hatte.
Es sei nicht leicht gewesen, aus der Fülle der Gartengedichte eine Auswahl für das literarische Programm zu treffen. Und tatsächlich, wie die reichliche Stunde zeigen sollte, gibt es wohl keine Pflanze, die nicht Eingang in die Lyrik gefunden hat, und kaum eine Situation im Gartenalltag, die nicht irgendwie literarisch verarbeitet wurde. Selbst die unscheinbarsten Pflänzchen wurden dabei in den Mittelpunkt gerückt. Eher zum Garten passend, schließlich ist er vor allem ein Ort der Erholung, erfolgte die Verarbeitung von der heiteren Seite her, was den Nachmittag angenehm kurzweilig machte. Selbst über Verdrießliches – das Treiben eines Maulwurfs etwa – lässt sich schmunzeln, wenn Wilhelm Busch es in seine Reime einbaut.
Wegener nahm immer wieder das eben Gehörte auf und setzte es musikalisch um. Dabei spielt er die Instrumente nicht nur, sondern er spielt mit den Instrumenten, zeigt was machbar ist und sorgte so für überraschte Ohren und Gesichter.
In der Summe wurde aus der Lesung im Garten ein Gartenlesekonzert.
Hartmut Bergner
Ostthüringer Zeitung, 14.8.2018
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion