„Improvisiert vom Allerfeinsten“ – Jazzduo und zwei Lyriker, 17.11.2017

Am Freitagabend geschah in der Jenaer Villa Rosenthal Außergewöhnliches. Das Jazz-Duo Anna Carewe (Cello) und Oli Bott (Vibraphon) traf auf die Weimarer Lyrikerin Christine Hansmann und den Erfurter Dichter Mario Osterland. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Jazzmeile Thüringen e.V., dem Lese-Zeichen e.V. und JenaKultur getragen.

Vom ersten Ton an verzauberten Anna Carewe und Oli Bott ihr Publikum. Mühelos übersprangen sie Grenzen in der Musik, die eigentlich gar keine sind. Die Cello-Suiten von Bach, die Cello-Sonaten von Vivaldi und die Kompositionen von Diego Ortiz verbanden sie leicht mit Jazz-Elementen und Improvisationen. Dafür ist die Kombination von Violoncello und Vibraphon geradezu prädestiniert. In der Reihe der großen Meister durfte natürlich Duke Ellington nicht fehlen. Wie Anna Carewe und Oli Bott seine Klänge variierten und improvisierten, wie alle Musik leicht und frisch zwischen Klassik und Jazz changierte, das verlieh dem Abend seinen Reiz und seinen musikalischen Charme. 

Christine Hansmann las ausdrucksstark und eindringlich Gedichte aus ihrem im frühjahr in der Edition Muschelkalk erschienen Lyrik-Band „Des Lichtes und der Schönheit halber“. Doch auch neue, unveröffentlichte Gedichte, die von ihrer sprachlichen Kraft und Prägnanz zeugen, brachte sie zu Gehör.

Mario Osterland las aus seinem neuen Lyrikband „Heimische Arten“, in dem er die Landschaft seiner Kindheit und Jugend in Gedichte gebannt hat. mit diesen Gedichten hat er einen neuen Tonfall in die Thüringer Literaturlandschaft gebracht. Sein Heiner Müller gewidmetes Gedicht verwies auf die aktuelle Ausstellung in der Villa Rosenthal. Die lyrischen Einlagen fügten sich wie von selbst in die Musik des Abends.

Anna Carew gelang es, Bachs berühmte „Air“ auf ihrem Cello zu singen, und Oli Botts Vibraphon-Klänge gaben ihr eine lebendige Aura. Wie beide Künstler ein Stück von Eric Satie mit einem Tango von Asor Piazolla vermengten, das war allerfeinste Improvisationskunst!

Dietmar Ebert
Thüringische Landeszeitung, 20.11.2017

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion