Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller

In Abwandlung einer bis ins 19. Jahrhundert zurückgehenden feuilletonistischen Tradition hat der Thüringer Literaturrat Schriftstellerinnen und Schriftsteller gebeten, einen kleinen Fragebogen auszufüllen. Die Antworten sind in loser Folge auf der Webseite Literaturland Thüringen veröffentlicht.

Fragen an Christine Hansmann

1. Was verbindet Sie, nicht nur beim Schreiben, mit Thüringen?

Herkunft, geistige Verortung, Liebe zur Landschaft.
Der Umgang mit Furcht und Elend. Alles sehr deutsch.

2. Was bringt Sie zum Schreiben?

Eine stille, einen Ein-druck umkreisende, ihm nach-denkende innere Bewegung.

Gehen in fremder Poesie. Gehen auf Natur-Wegen.

Der Mit-Mensch.

3. Führen Sie Tagebuch oder ähnliche Aufzeichnungen, die Ihnen beim literarischen Schreiben helfen?

Notizen, Entwürfe, Zettelgens…

4. Haben Sie feste Schreibstunden? Was/wer hält Sie vom Schreiben ab? Sind Sie ein Prokrastinateur?

Oh je, was für ein Wortungetüm…

Keine festen Stunden. Und was mich vom Schreiben abhält? Zweisamkeit, Lärm, Unruhe.

5. Ihr Lieblingsort – in Thüringen oder anderswo?

Oh Täler weit, oh Höhen…

6. Wo haben Sie das Thema zu Ihrem letzten Buch gefunden?

Themen finden wir nicht, sie finden uns.

7. Ihr Lieblingsbuch?

Henry Miller: Das Lächeln am Fuße der Leiter.

8. Haben Sie schon einmal etwas bereut, das Sie geschrieben haben?

Nein. Es gibt ja Papierkörbe.

9. Was war für Sie Ihr größter Erfolg?

Nullpunkte auszuhalten.

10. Welches Wissensgebiet interessiert Sie neben der Literatur am meisten?

Musik, Bildende Kunst, Botanik, Wahrnehmungsforschung.

11. Was ist für Sie Stil?

Einfachheit, Klarheit, Genauigkeit.

12. Wer ist für Sie die bedeutendste Person in Thüringen oder anderswo?

Wo beginnen?

13. Hat man neben dem Schreiben noch Lust auf Bücher und Lesen – oder halten Sie es mit Kurt Tucholsky: Das bißchen, was ich lese, schreib ich mir selbst?

Ob Tucholsky das so ernst gemeint hat…

14. Ihr Lieblingsschlager oder Lieblingsvolkslied?

Wann sängen wir es, ohne Sentiment?

15. Haben Sie ein (Lebens-)Motto?

Es ändert sich. Was bleibt:

Auf die Hügel bin ich wieder gegangen…
Und der heimatliche Tonfall im Wohlklang der Luft…

(Guiseppe Ungaretti, aus: Giorno per giorno 9, übertragen von Ingeborg Bachmann.)

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Literaturrates Thüringen e.V.